Info L - Z

Infos L - Z

Lösungsmittel-Polyneuropathie als Berufskrankheit: Berufsgenossenschaften versagen!
MCS-Demo
MCS-Therapie-Studie von Pamela Reed Gibson u. Mitarbeiterinnen
MCS – RKI Studie zu MCS – Multiple Chemikalien-Sensitivität
Mobilfunkstrahlung und Chemikalienbelastung: Kombinationswirkung ist plausibel
llverbrennungsanlage Ingelheimer Aue am 15.11.03 eingeweiht – kein Grund zum Feiern!
Ökotoxikologie: Quecksilber und andere Schadstoffe in Polargebieten
Ozon - toxische Wirkung
Ozonwerte stark erhöht (Juni 2005)
PCB - Neue Befunde zur Wirkung PCB-Studie der LUA Nordrhein-Westfalen
PCB - Toxikologische Bewertung
Pestizide: Obst und Gemüse hoch belastet - Greenpeace -Studie und weitere Lebensmittel-Belastungen
Pestizide - weltweit Millionen Vergiftungsfälle
Psychiatrisierung von Umweltkrankheiten
Schadstoffe an der Diltheyschule
"Schadstoffe als Krankheitsursache" - Broschüre zum Thema nun erhältlich (Inhaltsangabe)
UBA - Verschleierungsstrategie bei der Risikobewertung
Umwelthormone, neuartige Chemiegifte
Umweltmedizinischen Tagung Bad Homburg 13.10.02 - Bericht

 

Lösungsmittel-Polyneuropathie als Berufskrankheit: Berufsgenossenschaften versagen!

Sie wurde 1997 offiziell vom Bundesministerium für Arbeit anerkannt als „Polyneuropathie oder Enzephalopathie durch organische Lösungsmittel …“ unter der Nummer BK 1317. 1997 bis 2002 wurden 1636 Verdachtsfälle an den Hauptverband der Berufsgenossenschaften (BG) gemeldet. Davon wurden aber nur 67 Fälle als Berufskrankheit anerkannt. Bereits 1985 hatte die WHO klare Kriterien zur Erkennung von Nervenschäden aufgestellt. Darunter ist auch die Feststellung, dass neurotoxische Schäden teilweise irreversibel sind und auch nach Ende der Exposition durch Schadstoffe andauern können. Die BG halten sich aber nicht daran und erteilen chemiefreundlichen Gutachtern Aufträge, um Ansprüche auf Schadensersatz abzuwehren.

Im Report der Berufsgenossenschaften zur BK 1317, Nr. 3, 1999, wird behauptet, dass nach Beendigung der Schadstoff-Exposition keine Verschlechterung (Progredienz) des Gesundheitszustandes eintritt, und dies gegen ausdrückliche Feststellungen der zitierten Studien. Im Merkblatt der BG zur BK 1317 für die Ärzte werden Lösungsmittel als Krankheitsursache folglich immer dann ausgeschlossen, wenn ein Patient nicht mehr arbeitet und daher den Schadstoffen nicht mehr ausgesetzt ist. Damit erfüllen die BG den Wunsch der Politik, der Industrie auf jeden Fall Kosten zu ersparen. Folge: In den Betrieben werden schädliche Stoffe weiterhin verwendet und die Beschäftigten damit belastet (TAZ, 5.2.04, S.4, Reiner Metzger).

Der Toxikologe Prof. Wolkowitz, ein häufig von den BG bestellter Gutachter, betonte in der ARD-Sendung Monitor am 22.7.04, dass nach Beendigung der Exposition von neurotoxischen Lösungsmitteln häufig eine weitere Verschlechterung der Krankheitssymptome festzustellen sei. Dennoch würden die BG wider besseres Wissen an der gegenwärtigen Praxis der Aberkennung von Ansprüchen festhalten. Es gehe um Kostenverschiebung von den BG zu den Krankenkassen, meinte auch Norbert Blüm in der gleichen Sendung. (ARD Monitor 22.7.04).

PCBs: Neue Befunde zur Wirkung PCB-Studie der LUA Nordrhein-Westfalen

Eine Arbeit von Walkowiak, J. et al., The Lancet, Vol. 358, No.9293, 1602-1607 (2001) beweist den länger vermuteten deutlichen negativen Zusammenhang zwischen der PCB-Belastung der Muttermilch und der geistigen Entwicklung der Kleinkinder. Dabei war das Ausmaß der Intelligenzentwicklungsstörung sogar abhängig von den gemessenen
PCB-Konzentrationen. Der Effekt trat pränatal und postnatal auf. Aus den gefundenen Dosis-Wirkungs-Effekten wird geschlossen, dass schon die gegenwärtige Hintergrundbelastung mit PCB schädlich auf die geistig-motorische Entwicklung wirkt. (Der englische Originaltext liegt mir vor).
Dieser Befund wird durch eine Reihe weiterer Studien gestützt, die in den Materialien der Landesumweltanstalt (LUA) NRW Nr. 62 (2002): "Toxikologische Bewertung polychlorierter Biphenyle (PCB) bei inhalativer Aufnahme" zusammengefasst sind (LUA NRW-Studie 2002).
Diese Metastudie kommt zusammengefasst zu folgenden Ergebnissen:
- Verzögerte motorische und kognitive Entwicklung der Kinder nach pränataler (vorgeburtlicher) PCB-Exposition, darunter auch
Beeinträchtigung der Intelligenz-Entwicklung in Korrelation zur PCB-Belastung in der Muttermilch,
- toxische Wirkungen auf das Immunsystem, darunter verminderte Anzahl bestimmter Lymphozyten, verminderte Bildung von Antikörpern gegen Krankheitserreger, und dies mit Dosis-Wirkungs-Effekt! Folge: erhöhte Infektions-Anfälligkeit. Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem werden sehr häufig stark erhöhte Zahlen von humanen Herpes-Viren Typ 6 (A/B) und 7 sowie Cytomegalie-Viren (CMV) nachgewiesen. Dadurch können schwere Krankheiten wie Knochenmarksschäden und Multiple Sklerose ausgelöst werden. (Nat. Rdsch. 56/10, 2003, 567).

- ferner bewirkt PCB bei Tierversuchen eine Thymus-Atrophie (Verkümmerung der Thymusdrüse, in der die Lymphozyten gebildet werden).
- Schilddrüsen-Effekte: vergrößerte Schilddrüsen mit Struma-Bildung, Veränderungen der Konzentrationen der Hormone TSH
und Tyroxine T3 und T4.
- Negative Effekte auf die Fruchtbarkeit bei Affen, verkürzte Schwangerschaftsdauer,
- erhöhtes Krebsrisiko.
Neurotoxische Langzeit-Wirkungen, die allgemein bekannt sind, wurden hier allerdings nicht untersucht.
Die Studie kommt zum Schluss, dass wegen der referierten Dosis-Wirkungs-Beziehungen bei den toxischen PCB-Wirkungen die geltenden Vorsorge-Grenzwerte drastisch abgesenkt werden müssen:
Vorgeschlagene neue Grenzwerte (Interventionswerte):
Hintergrund-Belastung Raumluft: 100 ng/m³
Hintergrund-Belastung Raumluft bei weniger als 7 Std. Aufenthaltsdauer 200 ng/m³,
Hintergrund-Belastung Außenluft: 1,5 ng/m³
Hintergrund-Belastung Außenluft: Interventionswert: 5 ng/m³
Bislang gilt in Hessen ein Eingreifwert von 1000 ng/m³ und ein "Interventionswert" von 3000 ng/m³.
Bewertung durch die LUA-Studie, Zitat: "Der vorgeschlagene Interventionswert von 100 ng/m³ würde im zu erwartenden Bereich toxikologischer Effekte bei empfindlichen Personengruppen liegen".
Ferner: Da die Hintergrundbelastung durch PCB-Aufnahme mit der Nahrung immer noch den TRD-Wert (tolerierbare resorbierte Dosis) überschreitet, könne keine Empfehlung für einen Innenraum-Richtwert gegeben werden! Der vorgeschlagene Grenzwert von 100 ng/m³ sei daher als Interventionswert zu betrachten! Dabei sind noch nicht einmal mögliche Kombinationswirkungen mit den weiteren Schadstoffen an der Diltheyschule berücksichtigt: Pentachlorphenol und Lindan (wieviele Spuren von Dioxinen im PCB enthalten sind, wurde gar nicht gemessen.)
Damit ist die toxikologische Situation an den mit durchschnittlich 1000 ng/m³ PCB belasteten Wiesbadener Schulen eindeutig charakterisiert: Es ist mit toxischen Wirkungen bei Schülern und Lehrern zu rechnen!
(Wer jetzt Schüler in PCB-belastete Schulgebäude zwingt und diese Ergebnisse kennt, kann nicht mehr schuldlos an möglichen neurologischen Langzeitschäden bei Schülern sein).

PCB - Toxikologische Bewertung

Es gibt eine Reihe von Studien mit Hinweisen, dass das toxische Potential von PCB bislang unterschätzt wurde.
In der WHO wird eine Absenkung der Eingreifwerte für PCB von 3000 auf 100 ng/m³ diskutiert (Kruse, 2001). Die Amerikanische Umweltbehörde (EPA) will PCB in Kürze als krebsauslösend für den Menschen einstufen (ÖÄB, 2001). In diesem Fall müsste für PCB als Grenzwert für Innenräume die PCB-Konzentration der Außenluft gefordert werden, weil es für krebsauslösende Wirkungen keinen Schwellenwert gibt. Auch in der umfangreichen Studie "Toxikologische Bewertung polychlorierter Biphenyle (PCB) bei inhalativer Aufnahme" des Landesumweltamtes (LUA) NRW (2002) werden 100 ng/m³ PCB als Hintergrundwert sowie 200 ng/m³ für Schulen und Institutionen mit <7 Std. Aufenthaltsdauer als Grenzwerte vorgeschlagen. Für die Außenluft soll ein Richtwert von nur 1,5 ng/m³ gelten! Dies zeigt, dass die neue toxikologische Bewertung von PCB eindeutig auf ein bislang erheblich unterschätztes Gefahrenpotential hinweist.
Eine toxikologische Neubewertung der Belastungssituation für die Diltheyschule wie auch für alle anderen belasteten Schulen in Wiesbaden durch Gesundheitsamt und andere Behörden hätte zu einer schnelleren Sanierung der Schulen führen müssen.
Literatur:
Kruse, H., Vortrag auf der Umweltmedizinischen Tagung in Würzburg, 9.-11.11.2001, zit. in Umwelt-Medizin-Gesellschaft 15/1, 2002, 77.
ÖÄB (Ökologischer Ärztebund) , Presseerklärung, in Umwelt-Medizin-Gesellschaft 15/1, 2002, 83.

[Home] [Aktuelles] [Info A - K] [Info L - Z] [Infomaterial] [Links] [Über uns] [Veranstaltungen] [Vorstand] [Kontakt] [Impressum]